Die Anfänge
Bereits 1950 liess sich der VW-Transporter T1 mithilfe der Campingbox vom Zulieferer Westfalen vom alltagstauglichen Transporter zum praktischen Campingbus umbauen. Dank der laufenden Verbesserung des Komforts wurde die Box 1958 durch komplett zu einem Wohnmobil umgerüstete VW-Busse ersetzt. Schon ein Jahr später wurde der tausendste VW-Umbau gefeiert.
Hersteller wie die westfälische Karosseriebaufirma Mikafa, der Konstrukteur Erwin Hymer oder die Firma Bürstner begannen mit dem Bau erster Wohnwagen und Wohnmobile.
Bedingt durch höhere Einkommen und eine niedrige Arbeitslosenquote konnten sich jetzt mehr und mehr Familien Ferien im Süden leisten, um eine zweiwöchige Auszeit zu geniessen und einen neuen Reisestil zu entdecken – das Camping auf Rädern.
Eine höhere Mobilität gepaart mit dem Wunsch nach einer soliden Ausstattung wurde jetzt zur Herausforderung für die Entwickler. Wohnwagen und Bulli bekamen zaghaft Konkurrenz. Etwa durch den Caravano, Erwin Hymers erstes Wohnmobil.
Ab 1970 ging es los
Erst 1971 startete Hymer in die Reisemobil-Serienfertigung. Das Knaus-Stammwerk entstand 1970 in der Nähe von Passau.
Immer mehr Unternehmen erkannten nun die Zeichen der Zeit. Wer heute ein Wohnmobil kauft, kann auf erfahrene Hersteller wie die Dethleffs, Knaus, Weinsberg, Bürstner oder LMC zurückgreifen, die damals anfingen, zusätzlich zu ihren Wohnwagen auch Wohnmobile herzustellen.
Ein weiterer Umstand beflügelte das Wachstum der Wohnmobilbranche in Deutschland: Die 1974 erlassene Campingplatzverordnung regulierte die immer knapper werdenden Stellplätze auf Campingplätzen. Da Wohnmobile zu den Pkw zählten, durften sie weiterhin auch ausserhalb der Campingplätze stehen. Dies einer der Gründe, dass sich das Wohnmobil in Deutschland vor der Schweiz durchsetzte.
Aufwärtsentwicklung in den 1980ern
Die campingplatzunabhängigen und spontanen Ferien und Weekendausflüge in Verbindung mit neuen Freizeitsportarten wie Windsurfen, Gleitschirmfliegen, Biken oder Motocross fand auch in der Schweiz immer mehr Anhänger und bescherte der Wohnmobilbranche Ende der 80er Jahre Rekordzuwächse, die den Wohnmobiltourismus endgültig als eigenständige Ferienform etablierten. Der Markt veränderte sich, es gab Neugründungen und Übernahmen unter den namhaften Wohnmobilherstellern. Das Wohnmobil mieten wurde durch die wachsende Zahl an Wohnmobilverkäufern möglich.
Wintertauglichkeit, Solarenergie und Design
Zum veränderten Freizeitverhalten kommen aber auch neue Entwicklungen der Wohnmobilhersteller und ihrer Zulieferer. Wintertauglichkeit von Wohnmobilen, erhöhte Autarkie durch Solarenergie oder der Beginn von modernem Design und höherem Wohnambiente, das über die reine Funktionalität hinaus geht, erhöhten Beliebtheit des Wohnmobils. Fachzeitschriften – in der Schweiz «Wohnmobil & Caravan» – hatten plötzlich auch etwas zu berichten und halfen mit Reisereportagen die Lust auf das Caravaning zu fördern.